chancen-durch-vereinbarkeit
Mit Familienfreundlichkeit zum Erfolg!

Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?

Vorstellung der Prognos-Studie zum Thema Väterfreundlichkeit

Prognos-Studie zum Thema Väterfreundlichkeit

Das Thema Familienfreundlichkeit verbinden die meisten Menschen zuallererst mit den Müttern. Aber auch Väter rücken immer mehr in Fokus. Corona hat einen Anteil dazu geleistet. In nahezu jedem fünften Unternehmen hat sich die Väterfreundlichkeit während der Pandemie langfristig verbessert. Jetzt hat eine Prognos-Studie die Väter besonders in den Blick der Personalpolitik genommen. Es zeigt sich, dass vor allem jungen Vätern die gute Balance von Arbeit und Familie ein wichtiges Anliegen ist. Doch in vielen Betrieben lässt die väterfreundliche Unternehmenspolitik noch zu wünschen übrig. Das muss sich ändern, wollen Unternehmen in Zukunft ihr Fachkräftepersonal sichern. 

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt bei jungen Vätern hoch im Kurs

Aktive Vaterschaft lautet das Motto vieler junger Familienväter. Immer mehr Elternpaare suchen nach gleichberechtigten Lösungen für eine partnerschaftliche Wahrnehmung von Job und Familienaufgabe, denn Väter wollen das Aufwachsen ihrer Kinder ebenso nah begleiten wie die Mütter. Es geht um gemeinsame Verantwortung und ein gerechtes Aufteilen von Erwerbs- und Familienarbeit. Doch was sich in der Theorie gut anhört, ist in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. Wie sieht es in deutschen Unternehmen aus mit der Väterfreundlichkeit? Eine im Dezember 2022 veröffentliche Väterstudie gibt Aufschlüsse. Für die Analyse wurden im Sommer 2022 rund 600 Personalverantwortliche und Geschäftsführungen repräsentativ befragt und mit den Einschätzungen und Wünschen von 1.000 erwerbstätigen Vätern mit minderjährigen Kindern verglichen. 

Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Väterstudie auf einen Blick:

Erwartungen von Vätern an ihren Arbeitgeber

Mehr Flexibilität – weniger Arbeitszeit
74 Prozent der Väter wünschen sich mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit. Was den Arbeitsort angeht, wünschen sich 48 Prozent mehr Flexibilität. Hinzu kommt: 40 Prozent der Väter würden gern ihre Wochenarbeitszeit reduzieren. 46 Prozent möchten weniger Überstunden leisten. 

Für eine bessere Vereinbarkeit denken Väter über einen Jobwechsel nach
17 Prozent der Väter sind aktuell wechselbereit, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren. 23 Prozent der Väter beschäftigen sich manchmal mit dem Thema, zu wechseln, jeder zehnte Vater hat tatsächlich bereits einen Arbeitgeberwechsel aus Gründen der besseren Vereinbarkeit hinter sich. 

Die Generation der jungen Väter ist für eine bessere Vereinbarkeit besonders wechselbereit
Jüngere Väter zeigen eine höhere Wechselbereitschaft als ältere. Von den Vätern unter 35 Jahren denken 54 Prozent manchmal oder häufig darüber nach, den Job zu wechseln, während dieser Aspekt bei den Vätern ab 50 Jahren nur für 19 Prozent eine Rolle spielt. 

Väterfreundlichkeit aus Sicht der Unternehmen

Die Mehrheit der Unternehmen bieten vereinbarkeitsfördernde Personalmaßnahmen
56 Prozent der Unternehmen nimmt das eigene Maßnahmenangebot zur besseren Vereinbarkeit als gut aufgestellt wahr. Positiv auch: Mit 59 Prozent hat eine deutliche Mehrheit der Väter keine negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit der Elternzeit gemacht.

Wodurch sich väterfreundliche Unternehmen auszeichnen.

27 % Vorreiter: Diese Unternehmen bieten Vätern viele familienbewusste Personalmaßnahmen, pflegen eine väterfreundliche Unternehmenskultur und aktive Kommunikation. Das hat zur Folge, dass die meisten Väter Elternzeit nehmen. 36 % Ambitionierte: Obwohl familienbewusste Personalmaßnahmen in diesen Unternehmen verbreitet ist, nehmen Väter oftmals (noch) keine Elternzeit. 22 % Passive: Typisches Kennzeichen dieser Unternehmen ist, dass hauptsächlich die gesetzlich festgeschriebene Elternzeit von Vätern genutzt

    Das machen die Vorreiter und ambitionierten Unternehmen anders

    • Die Unternehmen bieten aktiv väterfreundliche Personalmaßnahmen an.
    • Führungskräfte nehmen eine Vorreiterrolle ein, indem sie familienfreundliche Angebote selbst in Anspruch nehmen.
    • In Mitarbeitergesprächen werden Aspekte der Vereinbarkeit mit den Vätern angesprochen. 
    • Die Unternehmen informieren Väter über die Kinderkrankentage.
    • Bei beruflichen Terminabsprachen wird Rücksicht auf familiäre Verpflichtungen genommen.
    • Es gibt sowohl männliche Beschäftigte als auch männliche Führungskräfte, die in Teilzeit arbeiten.

    Differenzierte Wahrnehmung: Die Sicht der Väter und der Unternehmen klafft auseinander 

    Viele Unternehmen überschätzen offensichtlich ihre Familienfreundlichkeit
    Während 63 Prozent der Unternehmen sich für väterfreundlich halten, teilen diese Ansicht nur 38 Prozent der Väter. 45 Prozent der Väter halten ihren Arbeitgeber nur für teilweise und 14 Prozent sogar für wenig väterfreundlich. Die Väter, die ihr Unternehmen als weniger väterfreundlich bewerten, denken häufiger über einen Arbeitgeberwechsel nach.

    Wenig Rücksicht auf Väterbedürfnisse, wenn es um familiäre Verpflichtungen geht
    Während der Großteil an Unternehmen der Meinung ist, dass sie bei der Terminierung von Besprechungen Rücksicht auf die Väter nehmen, empfindet das nur die Hälfte der Väter. Auch in Personalgesprächen mit Vorgesetzten ist die Vereinbarkeit noch zu selten ein festes Thema auf der Agenda.

    Es mangelt an Vorbildern bei den Führungskräften
    Von Unternehmensseite geben 83 Prozent an, dass sich die Führungskräfte selbst glaubhaft für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie engagieren, das denkt aber nur knapp die Hälfte der Väter. 

    Aus Sicht der Väter fehlt es an speziellen Kommunikationsstrategien.
    14 Prozent der Väter geben an, die Kommunikation familienbewusster Maßnahmen richte sich überwiegend an Mütter. Neun Prozent der Väter sagen, dass ausschließlich Mütter adressiert werden und Väter überhaupt nicht. Fast jeder vierte Vater gibt an, dass es in seinem Unternehmen überhaupt keine Kommunikation zu familienbewussten Angeboten gebe.

    Fazit

    • Die Wechselbereitschaft von Vätern ist ein unterschätztes Unternehmensrisiko. Rd. 450.000 Väter haben schon einmal den Arbeitgeber gewechselt, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Rund 770.000 Väter denken häufig darüber nach. Mehr als eine Million erwerbstätiger Väter denkt zumindest manchmal über einen Jobwechsel nach, um die Vereinbarkeit zu verbessern.
    • Unternehmen können ihre Arbeitgeberattraktivität steigern und damit ihr Fachkräftegewinnung stärken, wenn sie aktiv eine väterfreundliche Personalpolitik betreiben.
    • Zu einer väterfreundlichen Personalpolitik gehören neben vereinbarungsfördernden Maßnahmen eine speziell auf Väter ausgerichtete Kommunikationsstrategie sowie eine väterfreundlich gelebte Unternehmenskultur. 
    • Führungskräfte spielen eine besondere Rolle auf dem Weg zu mehr Väterfreundlichkeit. Sie sollten Vereinbarkeitsangebote selbst in Anspruch nehmen und dafür als gutes Vorbild werben. 
    • Unternehmen, die ihre Väterfreundlichkeit stärken, können ihre Zukunftsfähigkeit stärken und Wettbewerbsvorteile auf dem Arbeitsmarkt sichern. 
       

    Die Prognos-Studie von Dezember 2022 wurde im Auftrag des Unternehmensprogramms „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt.