
Neue Schritte in Richtung familienbewusste Arbeitswelt
Die Arbeitswelt ist im Wandel. In diesem Zusammenhang taucht oft der Begriff „New Work“ auf. Unter diesem Sammelbegriff werden verschiedene innovative Konzepte zur Gestaltung einer modernen Arbeitswelt zusammengefasst. Die neuen Arbeitszeit- und Führungsmodelle versprechen mehr Flexibilität, mehr Autonomie und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Erfahren Sie, was genau mit New Work gemeint ist und lernen Sie verschiedene Modelle kennen.
Was bedeutet „New Work“?
Traditionelle Organisationsformen und Arbeitsstrukturen passen nur noch selten in die moderne Arbeitswelt. Die Idee von New Work ist es, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die sich mehr an den Bedürfnissen und Wünschen der Arbeitnehmenden orientiert. Dabei geht es um mehr Selbstbestimmung und Sinnhaftigkeit in der Arbeit, aber auch um eine bessere Work-Life-Balance und eine stärkere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das oberste Ziel von New Work ist es, die Arbeitswelt zeitgemäßer, menschlicher und zukunftsfähiger zu gestalten.
Es sind fünf Prinzipien, die New Work ausmachen:
- Freiheit: Das Unternehmen bietet den Mitarbeitenden Freiräume, um sich aktiv mit neuen Ideen und Themen auseinanderzusetzen.
- Selbstverantwortung: Die Mitarbeitenden werden an Prozessen beteiligt und in ihrer Selbstverantwortung gezielt gefördert.
- Sinn: Das Unternehmen dient einem Sinn, der sich in einer sichtbaren Unternehmensidentität widerspiegelt und von einer finanziellen, wirtschaftlichen sowie kulturellen Wertschöpfung geprägt ist.
- Entwicklung: Mitarbeitende werden gezielt gefördert, um ihre kreativen Fähigkeiten zu erweitern und innovativ tätig zu werden.
- Soziale Verantwortung: Die Unternehmenskultur berücksichtigt Aspekte von nachhaltigem und ökologischem Wirtschaften. Das unternehmerische Verantwortungsbewusstsein stärkt das Miteinander und die Verbundenheit vor Ort durch ein aktives Engagement in Gesellschaft, Wissenschaft, Technologie und Kultur.
Das Konzept von New Work umfasst eine Vielzahl von Ansätzen und Methoden, wie z.B. agile Arbeitsmethoden, flexible Arbeitszeiten und -orte, eine stärkere Einbeziehung der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse, flache Hierarchien und eine offene Kommunikationskultur.
Nachfolgend stellen wir Ihnen verschiedene Modelle und Führungsmethoden vor.
Remote Work
„Arbeiten aus der Ferne“ bedeutet, dass Mitarbeitende selbst entscheiden können, an welchem Ort außerhalb des Unternehmensstandorts sie arbeiten möchten. Das kann zum Beispiel zu Hause sein, in einem Café oder an einem beliebigen, fernen Ort mit Internetzugang. Möglich wird Remote Work durch den Einsatz von digitalen Technologien und Tools wie Videokonferenzen, Cloud-Speicher und Projektmanagement-Software.
Remote Work bietet viele Vorteile:
- Arbeitnehmende verfügen durch diese Form des Arbeitens über eine höhere Flexibilität und Autonomie, da sie ihre Aufgaben und Projekte nach ihren Bedürfnissen und ihrem Zeitplan erledigen können.
- Remote Work kann dazu beitragen, den Pendelverkehr und damit verbundene Zeit, Kosten und Umweltbelastungen zu reduzieren.
- Für Arbeitgeber kann Remote Work die Produktivität steigern.
- Das Angebot zum Remote Arbeiten macht Unternehmen für Mitarbeitende attraktiver und ist ein wichtiger Pluspunkt im Wettbewerb um die besten Köpfe.
- Auch ermöglicht diese Form der Zusammenarbeit die unkomplizierte Zusammenführung von virtuellen und internationalen Teams.
Zu den Herausforderungen von Remote Work zählen möglicherweise eine erschwerte Zusammenarbeit und Kommunikation, Hemmnisse bei der Aufrechterhaltung der Teamdynamik und der Unternehmenskultur sowie die Sicherstellung des Datenschutzes.
Vier-Tage-Woche
Das Modell der Vier-Tage-Woche beruht auf einer Arbeitszeitvereinbarung, bei der die Arbeitswoche auf vier Tage reduziert wird, während die Arbeitsstunden in der Regel gleichbleiben. Typischerweise wird dabei an jedem Arbeitstag länger gearbeitet, um die volle oder eine geringfügig niedrigere Wochenarbeitszeit zu erreichen.
Die Idee hinter einer Vier-Tage-Woche ist es, den Mitarbeitenden eine höhere Flexibilität und eine bessere Work-Life-Balance zu bieten. Dafür erhalten sie einen zusätzlichen freien Tag pro Woche. Der Betrieb führt entweder flächendeckend ein dreitägiges Wochenende ein oder verteilt die freien Tage der Mitarbeitenden über die Woche.
Der freie Tag kann für die Familie genutzt werden oder die Möglichkeit bieten, Freunde öfter zu sehen, mehr Sport zu treiben, sich mehr um die eigenen Hobbys zu kümmern oder sich auch ehrenamtlich zu engagieren.
Die Vier-Tage-Woche wird in einigen Unternehmen bereits getestet und erfolgreich praktiziert, auch in Deutschland. Geeignet ist das Modell insbesondere für Branchen, in denen die Produktivität durch die Ergebnisse der Arbeit gemessen wird. Positive Effekte zeigen sich laut Studien* in vielerlei Hinsicht: Die Angestellten fühlen sich weniger gestresst, die Zahl der Krankheitstage sinkt. Die gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit und das Engagement können sich sogar positiv auf die Produktivität und die Arbeitsqualität auswirken.
Allerdings ist die Einführung einer Vier-Tage-Woche nicht in allen Unternehmen und Branchen gleichermaßen praktikabel. Auch können möglicherweise Kosten anfallen, wenn beispielsweise der Betrieb an einem zusätzlichen Tag in der Woche geschlossen werden muss, vielleicht müssen zusätzliche Mitarbeitende eingestellt werden, um die Arbeitsbelastung aufzufangen.
Für Arbeitnehmende ist die Vier-Tage-Woche in der Regel mit längeren Arbeitstagen verbunden, um auf die gleiche Anzahl von Arbeitsstunden zu kommen. Das Modell kann beispielsweise eine Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag an vier Tagen pro Woche bedeuten, um auf eine 40-Stunden-Woche zu kommen. Auch können die verbleibenden Arbeitstage intensiver und belastender empfunden werden, da dieselbe Menge an Arbeit in kürzerer Zeit erledigt werden muss.
*) Quelle: https://www.4dayweek.com/
Work-Life-Blending
Work-Life-Blending ist ein Modell, bei dem das Berufs- und Privatleben nicht mehr streng voneinander getrennt wird, sondern zunehmend verschmilzt. Beide Bereiche werden flexibel in den Alltag integriert und das Arbeitsleben an die individuellen Bedürfnisse und Wünsche angepasst. Die Auflösung von Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit bringt mehr Zeit für die Familie, für Sport und Hobbys und soll eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben schaffen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass mobile Geräte und Technologien zur Verfügung stehen, die es ermöglichen, von überall und zu jeder Zeit zu arbeiten.
Beispiele für Work-Life-Blending können sein:
- Die Arbeit wird zeit- und ortsunabhängig auf Reisen erledigt.
- Die Arbeit wird in verschiedene Blöcke aufgeteilt.
- Private Dinge werden eingeschoben und das Arbeiten auch mal auf den Abend verschoben.
- Die Mitarbeitenden sind auch außerhalb der regulären Arbeitszeit für Meetings oder Projekte erreichbar.
- Hobbys, Sport oder Familie werden in den Arbeitsalltag integriert, indem beispielsweise die Mittagspause für einen Fitnesskurs genutzt wird.
Zu den Vorteilen von Work-Life-Blending gehören eine höhere Flexibilität und Autonomie für Arbeitnehmende. Die Arbeit kann besser an die individuellen Bedürfnisse und Wünsche angepasst werden. Die größere Freiheit wiederum führt zu einer höheren Zufriedenheit und Motivation.
Zu den Nachteilen kann ein Gefühl der Überforderung zählen, wenn die Arbeit und das Privatleben zu sehr miteinander verschmelzen. Außerdem fällt es nicht jedem leicht, die Zeiten so zu organisieren, dass eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben entsteht.
Job-Crafting
Sinngemäß übersetzt bedeutet Job-Crafting so etwas wie „die Arbeit bzw. den Arbeitsplatz gestalten“. Es geht darum, mit kleinen Veränderungen den eigenen Job nach seinen Vorstellungen proaktiv zu formen. Das kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen, zum Beispiel auf die persönlichen Arbeitsaufgaben, auf die Arbeitsbeziehungen oder auch auf die Arbeitsumgebung. Ziel von Job-Crafting ist es, die Arbeit so zu verändern, dass sie besser den individuellen Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnissen des Mitarbeitenden entspricht. Die Veränderungen sollen insgesamt zu einer Arbeitsumgebung führen, die den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden besser gerecht werden und so zu einer höheren Zufriedenheit, Produktivität und Leistung beitragen.
Job-Crafting kann in verschiedenen Formen auftreten:
- Mitarbeitende können zum Beispiel ihre Arbeitsaufgaben umgestalten, indem sie ihre Prioritäten ändern, neue Projekte oder Aufgaben hinzufügen oder die Reihenfolge und die Anzahl der Aufgaben verändern.
- Mitarbeitende können ihre Arbeitsbeziehungen verändern, indem sie ihre Zusammenarbeit mit Kollegen oder Vorgesetzten anpassen oder neue Beziehungen zu anderen Teams oder Abteilungen aufbauen.
- Auch die Arbeitsumgebung kann verändert werden, indem zum Beispiel der Arbeitsplatz umgestaltet oder die Arbeitszeiten angepasst werden.
Mit Job-Crafting ist keine einmalige Veränderung gemeint, vielmehr geht es um einen laufenden Prozess. Im Team soll sich jedes Mitglied immer wieder fragen, wie der Job proaktiv umgestaltet werden kann. Arbeitgeber können den Prozess durch gezielte Schulungen und Trainings fördern, indem sie die Fähigkeiten der Mitarbeitenden stärken und ihnen mehr Autonomie und Entscheidungsfreiheit geben, um ihr Arbeitsumfeld besser zu gestalten.
Zu den Vorteilen von Job-Crafting gehört, dass es Stress abbaut und das Wohlbefinden fördern kann. Zum Beispiel können ältere Mitarbeitende profitieren, indem sie zu schwere oder unangenehme Aufgaben abgeben und dafür beispielsweise Aufgaben eines Mentors oder Coaches übernehmen.
Job-Sharing
Das Modell des Job-Sharings gibt es schon seit den 80er Jahren. Heute bekommt es allerdings eine neue Bedeutung. Bei dieser Form der Teilzeitarbeit teilen sich zwei Mitarbeitende das Wissen und die Zuständigkeiten innerhalb einer Vollzeitstelle. Jeder Mitarbeitende arbeitet an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten und ist für bestimmte Aufgaben innerhalb der Stelle verantwortlich. Arbeitszeiten und Aufgaben können individuell untereinander aufgeteilt werden. Das kann, aber muss nicht zwangsläufig 50:50 sein. Auch eine andere Aufteilung wie zum Beispiel das Arbeiten an drei und zwei Tagen ist machbar.
Job-Sharing ermöglicht die Aufteilung der Arbeitsbelastung und eine bessere Work-Life-Balance für die beteiligten Arbeitnehmenden. Wenn sich beide ideal ergänzen, kann Job-Sharing die Arbeitsproduktivität erhöhen, da jeder Mitarbeitende sich auf seine Stärken und spezifischen Aufgabenbereiche konzentrieren kann.
Die wichtigste Voraussetzung für ein gelingendes Job-Sharing ist, dass beide Teammitglieder gut miteinander kommunizieren, um die Arbeit optimal zu koordinieren. Gelingt das nicht, kann es zu Fehlern oder zu Verzögerungen kommen und ggfs. auch zu Konflikten, die sich negativ auf die Arbeitsleistung auswirken.
Führen im Tandem
Auch Führung und Verantwortung können geteilt werden. Beim „Führen im Tandem“ – auch Co-Leadership genannt – übernehmen zwei Personen gemeinsam eine Führungsposition. Die Doppelspitze teilt sich die Verantwortung für die Leitung eines Teams oder eines Projekts.
Der Weg vom Einzelkämpfer zum Führungs-Duo hat viele Vorteile. Sowohl Stärken und Schwächen als auch Ideen und Perspektiven können sich ergänzen. Unterschiedliche Erfahrungen und Lösungsansätze können zu besseren Entscheidungen führen. Fällt ein Führungsmitglied des Tandems aus oder geht in den Ruhestand, kann die andere Führungskraft die Aufgaben nahtlos übernehmen und sicherstellen, dass die Organisation reibungslos fortgesetzt werden kann.
Eine Doppelspitze ist auch geeignet, um den Anteil an Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Schließlich werden Führungspositionen oft mit einem hohen Arbeitsvolumen von 50 bis 60 Stunden und mehr verbunden, was insbesondere Frauen davon abhält, in Führung zu gehen. Das Modell des Führungstandems macht die Aussicht auf Karriere weitaus attraktiver.
Weitere Informationen Links zum Weiterlesen
- Die New Work Charta können Sie auf dem Internetportal von humanfy.de nachlesen.
- In der ZDF-Mediathek finden Sie eine WISO-Dokumentation mit dem Titel „New Work – die Zukunft der Arbeit“, die beleuchtet, wer von den neuen Arbeitsmodellen profitiert und aufzeigt, wo die Grenzen der neuen Arbeitswelt sind.
- Auf dem Arbeitswelt-Portal, initiiert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, erhalten Sie unter anderem Informationen über gesunde Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Weitere Informationen Podcasts zum Thema
- Der New Work Works Podcast gibt „New Workern“ eine Stimme und lässt echte „New Worker“ zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten.
- New Work Stories – Im Podcast zur Zukunft der Arbeitswelt tauchen Lisa Nölting und Alexander Kornelsen mit ihren Gästen in die neue Arbeitswelt ein. Jede Folge ist voll mit Trends, Insights, Best Practice-Beispielen und spannenden Geschichten.
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